Browse Month: Mai 2014

10000-Flies-Like-Medien des Monats: Heftig fast so stark wie Spiegel und Bild zusammen.

Anfang Mai haben wir es schon angedeutet, nun wird es offiziell: Das Like-Medien-Ranking von 10000 Flies hat eine neue Nummer 1. Und was für eine. Nachdem Spiegel Online seit dem Start unseres Angebots im Januar 2013 in allen 15 Monaten unsere Tabelle angeführt hatte, verdrängt nun die neue, umstrittene Website Heftig SpOn von Platz 1. Unglaubliche 2,356 Mio. Likes, Shares, Tweets, etc. erreichte Heftig im April mit ganzen 90 Beiträgen. Zum Vergleich: Spiegel Online und Bild.de erreichten mit ihren gesamten Inhalten – rund 6.000 Artikel – 2,618 Mio. Flies. Das weiterhin rasant wachsende Heftig erreichte also mit einem Bruchteil von Inhalten fast so viele Reaktionen wie die beiden Mainstream-Medien-Giganten zusammen.

Die beiden anderen Websites, die nach US-amerikanischem Vorbild mit übergeigten Headlines versuchen, vor allem in sozialen Netzwerken zu punkten, finden sich auf Platz 6 (LikeMag) bzw. 31 (Storyfilter.com). Die bisherigen Zahlen aus dem Mai zeigen zudem, dass Heftig die klare Nummer 1 bleiben wird, wahrscheinlich sogar noch mehr Flies als die 2,356 Mio. erreichen wird. Trotz der kritischen Berichte, der alten Inhalte und der schnell zu durchschauenden Methoden wächst der Erfolg der Website also weiter.

Zum restlichen Geschehen in unserer Top 50: Bild.de stellte im April mit 1,286 Mio. Flies einen neuen Alltime-Rekord auf und rückt Spiegel Online so nah wie nie zuvor. Erstmals aus der Top Ten geflogen ist – auch wegen der Neulinge Heftig und LikeMag – Süddeutsche.de. Zu den Aufsteigern gehören Sport 1 (von 19 auf 15), die Ruhr Nachrichten (von 32 auf 17), die vor allem mit ihrer Berichterstattung rund um Borussia Dortmund punkten, SportBild.de (von 29 auf 21) und 11 Freunde (von 31 auf 26). Die entscheidende Phase der Fußball-Saison macht sich also auch bei 10000 Flies bemerkbar.

Neu dabei ist neben Heftig und LikeMag interessanterweise die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, deren deutschsprachige Artikel insbesondere zur Ukraine-Krise oft geliket und geteilt wurden. Platz 41 ist das Ergebnis. Ebenfalls zum ersten Mal dabei ist krone.at aus Österreich.

Die komplette Top 50 im Überblick:

10000flies_Online-Likemedien_April

Heftig, Likemag, Storyfilter & Co.: die neue Macht im Social Web

HeftigDas, was in den vergangenen Wochen bei 10000 Flies zu beobachten war, gab es in der Geschichte unseres Dienstes – ja in der Geschichte der sozialen Netzwerke – noch nie. Eine neue Art von Medien übernimmt die Macht, generiert mit ihren Artikel(che)n Zigtausende Likes und Shares. Seit in den USA Websites wie BuzzfeedUpworthy und viele andere aufpoppten, war es nur eine Frage der Zeit, bis es in Deutschland Nachahmer und Kopien geben würde. Große Verlage arbeiten gerüchtehalber daran, doch kleine – zum Teil mysteriöse – Anbieter kamen ihnen nun zuvor.

Drei deutschsprachige Websites erobern die sozialen Netzwerke – vor allem Facebook – nun im Sturm. Die Rede ist von Heftig, dem LikeMag und Storyfilter.com. Die beiden letztgenannten kommen interessanterweise aus der Schweiz, in der es nicht erst seit Blick am Abend und watson.ch die interessantesten Medien-Neustarts der jüngeren Vergangenheit zu geben scheint. Die eingangs angedeutete Sensation in der Historie von 10000 Flies sieht so aus: In der aktuellen Top 25 der Geschichten mit den meisten Flies, also Likes, Shares, Tweets, +1-Klicks, etc. in den vergangenen 30 Tagen finden sich 15 Artikel der drei genannten noch sehr neuen Websites, in der Top Ten ganze neun.

Insbesondere die Seite mit dem Namen Heftig ist unfassbar erfolgreich – und das nicht nur bei 10000 Flies. Laut der im Allgemeinen recht zuverlässigen Hochrechnungen von SimilarWeb überholte Heftig in Sachen Visits, also Besuchern der Website, im März – wenige Wochen nach Start – bereits solche Klick-Größen wie Handelsblatt.com und RP Online. Bei Facebook verfügt Heftig bereits über fast 500.000 Fans – und es kommt fast täglich eine fünfstellige Zahl hinzu. Da über 90% dieser Fans aus den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz stammen, gibt es auch keinerlei Hinweise oder Indizien, dass bei den Zahlen nachgeholfen wurde.

Bei 10000 Flies – und jetzt kommen wir zur größten Sensation – wird Heftig im April Platz 1 (!) im Like-Medien-Ranking (hier die März-Ausgabe) erobern und damit Giganten wie Spiegel Online und Bild.de verdrängen. Das LikeMag wird sich aller Voraussicht nach auf Platz 5 finden und StoryFilter wird den im vergangenen Monat eroberten Top-30-Platz in etwa bestätigen. Über 1,8 Mio. Reaktionen in den sozialen Netzwerken hat allein Heftig im April erreicht – und das mit nur etwa 100 Artikeln. Ein solcher Erfolg wird die deutsche Medienbranche nicht kalt lassen.

Gelungen ist das weniger mit „heftigen“ Themen, sondern mit Kuriosem und Pseudo-Kuriosem. Die Headlines der Heftig-Texte sind so formuliert, dass viel versprochen und oft nicht ganz gehalten wird. Typisch wie bei Upworthy & Co. heißt es da in Headlines: „Dieser Straßenmusiker bekam Kleingeld von einem Mädchen. Was danach geschah, hat die ganze Stadt verblüfft.“ oder „Eine Frau lernt einen obdachlosen Mann in Brasilien kennen. Ich hätte nie erraten, was als nächstes passiert.“ Doch zu groß scheint die Enttäuschung der Leser nicht zu sein, wenn sie auf die Headlines klicken, denn sonst wären nicht solche gigantischen Weiterempfehlungsraten zustande gekommen.

Ziemlich mysteriös ist im Fall von Heftig – und im Gegensatz zu den schweizerischen Websites LikeMag und Storyfilter – wer hinter der Seite steckt, die das Netz so schnell erobert. Im Impressum wird eine Firma im zentralamerikanischen Kleinst-Staat Belize genannt, die Domain .co stammt aus Kolumbien. Kein einziger Mitarbeiter ist bisher in Erscheinung getreten. Weitere interessante Recherchen hat Lars Wienand für die Rhein-Zeitung unternommen – doch auch er kam den Betreibern nicht auf die Spur. Laut seinem Artikel sind viele der Heftig-Inhalte mindestens inspiriert, wenn nicht dreist kopiert von englischen Angeboten wie viralnova.com. Aktualität spielt bei den meisten Geschichten keine Rolle, der Kuriositäts-Faktor ist der entscheidende. Mit Journalismus haben die Seiten auch nicht viel zu tun. Dennoch: Sämtliche große Verlage dürften spätestens jetzt überlegen, wie sie solche komplett auf den Erfolg in sozialen Netzwerken konzentrierten Angebote auch selbst an den Start bringen können. Die spannende Frage ist: Sind Heftig & Co. nur ein kurzfristiges Phänomen, das schnell wieder verschwinden wird, weil die Lust an den immergleichen Headlines abnehmen wird? Es sieht eher nach einer kleinen Medien-Revolution aus.